Eliud Kipchoge läuft in Wien am 12. Oktober 2019 als erster Mensch die Marathondistanz (42,195 Kilometer) in weniger als zwei Stunden (1:59:40).
Nikkolo Feuermacher spricht mit Miklós Nemuszáj darüber was wir davon lernen können, was den Umgang mit Leistung und Wettbewerb angeht.
Nemuszáj: Herr Kipchoge war schon Olympiasieger im Marathon, Weltmeister im 5000-Meter-Lauf und hielt seit 2018 den Weltrekord im Marathon. Er hätte im Oktober 2019 lieber chillen sollen.
Feuermacher: Lernst Du von ihm, dass es manchmal Quatsch ist sich anzustrengen?
Nemuszáj: Exact.
Feuermacher: Herr Kipchoge lehrt mich, dass er – als Mensch – die beste Leistung erbringen kann, wenn er unter seinen eigenen Bedingungen läuft. Zu seiner Zeit, an seinem Ort, ohne Ablenkung durch Rivalitäten, begleitet und unterstützt von Freunden und Freundinnen, die eine Strecke mit ihm laufen oder begeistert neben der Bahn stehen. Er beweist mir, dass Höchstleistung nichts mit Konkurrenz und Wettbewerb zu tun hat.
Nemuszáj: Wettbewerb ist aber das einzige was global etwas heisst. Er kann den Wettbewerb nicht in Frage stellen!
Feuermacher: Man könnte sagen: Mit diesem Lauf räumt Kipchoge den Fetisch Wettbewerb komplett ab.
Nemuszáj: Aber wozu soll ich mich dann noch anstrengen? Ohne Wettbewerb? Wieso haben dann die einen viel und die anderen wenig? Warum sind die einen cool und die anderen mega out?
Feuermacher: Weil es keinen Gott und keine Göttin gibt, die das alles verantworten, brauchen wir als Grund für die gemachten Unterschiede zwischen den Menschen den Wettbewerb.
Nemuszáj: So wie Du redest ist der Typ Terrorist, er hätte nie einreisen dürfen.
Feuermacher: Es ging ihm nicht um einen Sieg über andere in einem Wettkampf, seine Leistung wird noch nicht einmal als Weltrekord anerkannt, denn Weltrekorde sind nicht Spitzenleistungen von Menschen, die auf dieser Welt stattfinden – wie Du vielleicht naiv glaubst – , sondern – was zum Beispiel den Marathonlauf betrifft – blos Siege bei Wettkämpfen.
Nemuszáj: Warum war er nicht mit dem zufrieden was er schon hatte? Das war doch vorher schon alles OK?
Feuermacher: Danke Eliud Kipchoge. Wir haben viel gelernt.