TOUCH ME NOT
Film von Adina Pintilie
2018 Rumänien, Deutschland, Tschechische Republik, Bulgarien, Frankreich
ab 9. November 2018 in Österreichischen Kinos
Kinogestützte Supervision vom feinsten (weil sensibel und sensitiv)
Alle grossen Weltreligionen würden sagen: dieser Film hat NICHTS mit Sex zu tun, denn es geht nicht um Geschlechtsverkehr und Reproduktion.
Statt dessen geht es um Gefühle, Körper, Intimität und Grenzen. Wenn das etwas mit Sexualität zu tun hat, kann mensch optimistisch sein. Und der Film kann optimistisch machen.
Ich bin mir nach 125 Minuten noch nicht einmal sicher ob der Film etwas mit einer Anziehungskraft zwischen den Geschlechtern zu tun hat.
Erzähltechnisch ist der Kinofilm ein Meisterinnenwerk. Nicht nur, dass er ständig auf dem schmalen Grat zwischen Dokumentar- und Spielfilm balanciert, er verwendet das Medium Kamera und Kino brilliant um mit ihnen zu verdeutlichen: Gefühle, Körper, Intimität und Grenzen.
Wer beobachtet wen? Die Kamera ist scheinbar auch auf das Publikum gerichtet – was das Gefühl erzeugen kann die eigene Intimität, der eigene Körper und die eigenen Grenzen würden beobachtet.
Alle gezeigten Menschen sind offensichtlich behindert (vom eigenen Körper eingeschränkt oder durch die Bezugspersonen in der Kindheit) und genau das erlaubt es mir viel von Ihnen zu lernen.
Wann immer der Film voyeuristisch oder peinlich werden könnte kommt ein Stativ ins Bild oder wird auf andere Weise optisch klar gestellt: hier wird ein Film gedreht – wie soll das intim sein?
Der Soundtrack ist so frech, das mir die Worte fehlen – GluckZischÄchzRumpelSeufz.
Höhepunkt von Körperlichkeit ist auf jeden Fall der Tanz – so verstehe ich als Tänzer den Streifen.
Fragen zum Debriefing:
- Ist der Film ein Statement gegen Pornos? – Oder das Gegenteil eines Pornofilms?
- Weisen nackige Menschen immer auf Sexualität hin?
- Ist der Film eine europäische Version des australisch-amerikanischen #embrace?
- Warum sind die besten europäischen Filme 2018 Dokumentarfilme?
- Ist Freiheit eine anstrengende Aufgabe – wie im Film behauptet?
- Behauptet der Film das?
- Hat der Film etwas mit Unberührbaren zu tun?
- Liegt der Grund dafür, dass im Nachspann so viele Länder und Institutionen genannt werden, darin dass es schwer war das Geld dafür zusammenzukratzen oder/und dass jedeR unbedingt dabei sein wollte?
Empfohlen für folgende Berufsgruppen: Filmschaffende, Begleitende von Menschen mit besonderen Bedürfnissen, TherapeutINNen und deren mögliche KlientINNen, Sozialarbeitende, helfende Berufe, SupervisorINNen, Softwareentwickler, HandwerkerINNEN, Revolutionäre.