Vorbemerkung:
Herr Nemuszáj, so geht es nicht! Nach einem Jahr immer noch nichts gelernt! Wenn sie nicht erheblich an ihrem Stil arbeiten und zum Kern ihrer Kolumne zurückfinden, werden sie von diesem Blog entfernt! Feuermacher
PS: Wie sie der Liste an Kommentaren entnehmen können, liest sie kein Mensch. Die Energiepreise steigen und damit auch die Preise für unnötigen Speicherplatz.
„Nemuszáj, verschluck dich nicht an deiner Schokolade, ich muss mal mit dir reden.„
Joy steht plötzlich hinter mir in der U-Bahn und redet auf mich herunter. Ich versuche aufzustehn. Sie lässt mir ihre unfassbar schwere Hand auf die Schulter fallen und presst mich in die Sitzschale.
„Nemuszáj, hör zu: du machst das eigentlich nice mit dem Gedächtnistraining. Lese manchmal sogar deine Kolumne wenn mir vor dem Bildschirm gar nichts mehr einfällt. Bist nicht wirklich witzig, aber die Zeit vergeht schneller wenn man dich liest. Will dich aber nicht fragen wie du das machst, sondern …“
Ich nehme all meine Kraft zusammen, konzentriere sie auf einen Punkt und drücke Joy mit meiner Schulter an die Wagendecke. Sie lässt nach und wir stehen Aug in Auge. Je eine Hand am grauen, schmierigen U-Bahn-Halterohr. Joys Hand wandert sofort oberhalb der meinigen.
„Pass mal auf Joy! DU machst das Gedächtnistraining nicht! Du hast mir erzählt Du erträgst es nicht mich zu sehen und hast mich aus Deinem Haus rausgeworfen! Trotzdem erzählst Du – oder jemand, die sich als Du ausgibt – den Alten sie sollten während meines Gedächtnistrainings basteln oder backen. Jetzt ist es so weit: ICH pack es nicht mehr DICH zu sehn. Schleich Dich!“
„Hey Nemuszáj, bist das überhaupt du? Du hast ja den vollen Spruch. Schade, dass ich mir nicht deine Story anhören will, sondern dir was erzählen. Lass es zu. Be nice. Ich hab grade einen kind of wirklich MEGA-Job. Total fresh, mein Diplom noch nicht mal ausgedruckt, hat mich (Name gelöscht – keine Werbung auf dieser Seite) als DCO unter Vertrag genommen.“
„DCO ist das Künstliche Existenz?“
„Süss Nemuszáj, Süss. Du meinst KI, Künstliche Intelligenz. No no no – DCO heisst Diversity Chief Officer. Ich bin number one vom Diversity Management von (Name gelöscht – keine Werbung auf dieser Seite). Ich mache kind of hundert Pro den Diversity Mix von (Name gelöscht – keine Werbung auf dieser Seite) komplett: female lesbar, weiß, jung, nonbinär, kaukasian, no migration background, no Beeinträchtigungen, Autismuskoeffizient unter …“
„Joy, ich steig jetzt aus, hab zu tun.“ Ich gehe an die Tür und reisse KURZ am Hebel.
„Nice, Nemuszáj, wir haben den selben Weg. Und was am besten ist: home office! Ich muss gar nicht täglich fliegen nach (Name gelöscht – keine Werbung auf dieser Seite). Climate friendly – pure nice. Jeden Morgen um 9 Uhr – wenn meine flexi time startet – ruft mich die KI an, und wünscht mir einen … “
„KI, das war die künstliche Existenz oder?“
„Very helpy, Nemuszáj. Das passt voll. Und der cashflow …“
„Joy, Deine Eltern haben so viel Kohle gebunkert, dass Du Dein Leben lang nie arbeiten musst. Du brauchst keinen Cent. Dein Geldspeicher ist voll.“
„Respekt. Nemuszáj, das ist Respekt! Natürlich BRAUCHE ich den cashflow nicht, aber das zeigt den Respekt von (Name gelöscht – keine Werbung auf dieser Seite) mir gegenü … “
„Du bist deshalb im home office, weil die nicht wollen, dass Du in der Firma rumschnüffelst und Leute mit Deinem WELCHES PRÄDIKAT HABE ICH HEUTE Getue nervst. Ich weiss warum die Dich dafür bezahlen daheim zu bleiben.“
Wir haben das Seniorenheim erreicht.
„Nemuszáj. Ich wollte pure nice zu dir sein. Ur-freshe news teilen. Aber ich merke: du bist immer noch offline. – Übrigens habe ich jetzt Ergo mit den Alten. Dein Gedächtnistraining ist auf 17 Uhr – vor dem Schlafengehen – verschoben. Du kannst aber beim Ergo gerne dabei sein, wenn du dich benimmst.“
„Wieso machst DU eigentlich Ergotherapie, Du hast doch überhaupt keine Ausbildung in sowas?“
„Wise wise, Nemuszáj. Ich mache natürlich keine Ergotherapie, sonst müsste ich ja Therapeutin sein – und viel teurer. Ich mache Ergo. Punkt. Meider, die Alten und vor allem ihre Angehörigen lieben es.“
„Warum sagt mir das niemand mit den 17 Uhr?“
„Hab ich dir doch grade ausgerichtet.“ Joy quetscht sich an mir vorbei durch die Tür in den Speisesaal.
Ich drehe um und gehe wieder raus. Maresi hätte Joy sofort aus dem Speisesaal geworfen. Und mich lächelnd hereingeholt. Aber das ist eine andere Geschichte.
Um 17 Uhr spiele ich den Menschen im Speisesaal:
A Horse with no Name, America, 1972
„I’ve been through the desert on a horse with no name – it felt good to be out of the rain – la la lalala la lala la la la –“
klingt es mir nach als ich um 17:30 Uhr wieder nach Hause gehe.
Bis zum nächsten mal, euer Miklós Nemuszáj